Seit 1989 ist dieses Haus ein Museum für biedermeierliches Interieur, für bürgerliche Wohnkultur der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und für die Geschichte der Familien Knoblauch und Keibel, die hier in Berlins altem Stadtzentrum lebten und arbeiteten.
Der Förderkreis Museum Knoblauchhaus e.V. hat zum Ziel das Land Berlin und ihre Stiftung Stadtmuseum Berlin darin zu unterstützen, dieses einmalige Baudenkmal und seine historische Atmosphäre zu erhalten, den Erwerb neuer Ausstellungsstücke und Sonderveranstaltungen zu ermöglichen und genealogische Forschungen und Publikation zu fördern.
Mitglieder des Vereins genießen Vorzüge in allen Einrichtungen des Stadtmuseums Berlin, wie z.B. freien Eintritt zu allen Ausstellungsorten und zu allen Sonderausstellungen und Sonderveranstaltungen.
Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt. Eine Spendenbescheinigung wird auf Wunsch gerne ausgestellt.
Das Knoblauchhaus in der Poststraße 23 im Berliner Nikolai-Viertel wurde 1759 bis 1761 von dem Nadlermeister Johann Christian Knoblauch gebaut und befand sich für 170 Jahre im Besitz der Familie Knoblauch. Erst 1929 wurde das Haus im Rahmen städtebaulicher Veränderungen an die Stadt Berlin verkauft. Ursprünglich im Rokokostil errichtet – erkennbar unter anderem an der geschwungenen Fassade mit Mittelrisalit - wurde das Haus 1806 und 1835 mit klassizistischem Rankenfries und biedermeierlichem Blumenerker ausgestattet und erhielt so seinen heutigen Charakter.
Das Haus in der Poststraße war aber nicht nur Wohnort und Geschäftssitz der Kaufmannsfamilie Knoblauch, sondern auch ein Treffpunkt für Familienfeste und ein Ort gesellschaftlicher Aktivitäten. Die bürgerliche Salonkultur des frühen 19. Jahrhunderts wurde auch im Knoblauchhaus gepflegt und in der wiederhergestellten Belle Etage ist diese Salonkultur heute eine der zentralen Erzählungen des Museums Knoblauchhaus. In einer gelungenen Inszenierung bürgerlichen Wohnens im Biedermeier mit Pyramidenklavier, Raffael-Kabinett und historischem Interieur können die heutigen Besucher dem Zeitgeist der Salonkultur nachspüren.
Überhaupt eröffnen die Familiengeschichten der Knoblauchs, Keibels, Buttmanns und Franzens viele Chancen, Berliner Stadtgeschichte lebendig zu vermitteln. Die unterschiedlichen Biografien einzelner Familienmitglieder führen ebenso in die lokale Wirtschafts- und Politikgeschichte, wie auch in die Kulturgeschichte des Biedermeiers oder eine lange Architekturgeschichte der Stadt Berlin. So ließe sich z.B. eine architekturhistorische Erzählung schreiben, die bei den Repräsentationsbauten Eduard Knoblauchs Anfang/Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt, mit dessen Sohn Gustav Knoblauch fortfährt, der bürgerliche Wohn- und funktionelle Zweckbauten im kaiserlichen Berlin realisierte, und beim Enkel Arnold Knoblauch endet, der nach dem ersten Weltkrieg als Direktor der GAGfAH den genossenschaftlichen Wohnungsbau in Berlin voranbrachte.
Nicht weniger spannend ist die Wirtschaftsgeschichte um den Seidenhandel der Familien Knoblauch und Keibel, deren enge wirtschaftliche Zusammenarbeit sich in mehreren Kreuzcousinenhochzeiten spiegelt. Die Gründung des Böhmischen Brauhauses durch Armand Knoblauch 1868 brachte nicht nur helles Pilsner Bier nach Berlin, sondern verpflichtete einen ganzen Familienzweig dem Brauereiwesen. Bernhard Knoblauch, Armands jüngerer Bruder, initiierte, nicht zuletzt im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Vorsitzender der Berliner Brauerei- und Mälzerberufsgenossenschaft, den Berliner Krankentransport und den Verband der ersten Hilfe. Brücken von familiären Biographien zu städtischer Kulturgeschichte ließen sich noch einige schlagen, und nicht selten ist das Knoblauchhaus in der Poststraße ein Ort in diesen Erzählungen.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts bis 1984 diente das Gebäude abwechselnd als Mietshaus und Verwaltungsgebäude. In den 1930er Jahren hätten Teile des Viertels und mit ihm das Knoblauchhaus einer großen Straße weichen sollen, weshalb das Haus in diesem Zuge an die Stadt verkauft wurde. Glücklicher Weise wurden die Pläne letztlich nicht umgesetzt. Auch die Angriffe auf Berlin im zweiten Weltkrieg hat das Haus überstanden und so wurden nach dem Krieg Mietwohnungen eingerichtet. Im Erdgeschoss und in den Kellerräumen wurden die "Historischen Weinstuben" eröffnet, die unter wechselnder Bewirtschaftung bis 2011 existierten.
Bei der Rekonstruktion des Berliner Nikolai-Viertels – als Beitrag des Bauwesens zum 750jährigen Jubiläum der Stadt – wurden das Haus renoviert und die Innenräume nach alten Vorlagen wieder hergestellt. Die Ausstattung des Inneren mit Möbeln, Bildern, Dokumenten und Gebrauchsgegenständen wurde anfangs vor allem von den lebenden Mitgliedern der weitverbreiteten Familien Knoblauch und Keibel gestiftet. Nun stand das Knoblauchhaus unter der Trägerschaft des Märkischen Museums, das hier ein Museum für "Berliner Aufklärung" mit der Dauerausstellung "Die Familie Knoblauch – Ein Beitrag zur Stadtgeschichte Berlins im 19. Jahrhundert" einrichtete.
Nach dem Fall der Mauer kam das Knoblauchhaus zusammen mit der neben ihr befindlichen Nikolaikirche und weiteren Museen zur 1995 gegründeten Stiftung Stadtmuseum Berlin und in den Jahren 2005/2006 erfolgte eine gründliche Sanierung/Renovierung des Hauses. Die Ausstellungsschwerpunkte im Haus wechselten über die Jahre. Ging es anfänglich noch verstärkt um die Familie Knoblauch, so kristallisierte sich im Laufe der vergangenen Jahre die Biedermeierzeit als ein neuer Schwerpunkt für das Haus heraus. Selbstverständlich hat die neue Technik nicht vor dem Museum Halt gemacht. So gibt es für die vorwiegend der Familie Knoblauch gewidmete ‚Belle Etage‘, die auch schon als Filmkulisse gedient hat, einen 3D-Rundgang im Internet sowie diverse Audio-Guide-Touren durch die verschiedenen Räume oder zu besonderen Ausstellungstücken. In der zweiten Etage wird das geschäftliche und gesellschaftliche Leben präsentiert. Neben der Schreibstube des Stadtrats Carl Knoblauch wird hier die Verbindung zu Berliner Persönlichkeiten aus seinem Umfeld hergestellt. Zu diesen zählten auch Karl-Friedrich Schinkel sowie die Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt, denen eigene Kabinette gewidmet sind.
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